Klimadiesel - HVO100 bald an deutschen Tankstellen verfügbar
Der Straßenverkehr hat ein CO2-Emissionsproblem, das es zu lösen gilt, ohne dabei die individuelle Mobilität abzuschaffen. Zur Erreichung der Klimaschutzziele wurde bisher hauptsächlich über die Elektromobilität gesprochen. Diese ist jedoch sehr aufwendig und benötigt bei der Umsetzung sehr viel Zeit, da zunächst eine komplett neue Infrastruktur geschaffen und sich jeder Autofahrer ein neues, zumeist teureres Fahrzeug anschaffen muss. Durch den Ansatz der Technologieoffenheit sind zuletzt vermehrt Alternativen oder zumindest Übergangslösungen zur Elektromobilität in den Fokus geraten, die das Potential haben, den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr deutlich schneller zu reduzieren.
Eine Alternative zur E-Mobilität ist ein klimafreundlicher Kraftstoff aus hydrierten Pflanzenölen, dem sogenannten HVO (englisch: Hydrotreated Vegetable Oils). Dabei handelt es sich um einen Dieselkraftstoff, der aus Pflanzenölen oder auch aus Fettabfällen hergestellt wird. Erdöl ist somit nicht mehr der einzige Rohstoff, der für die Dieselproduktion verwendet werden kann. Die Produktion alternativer Kraftstoffe funktioniert inzwischen auf Basis von diversen Pflanzen, Holzresten oder Speiseabfällen. Als HVO werden dabei Pflanzenöle bezeichnet, die durch eine Hydrierung in Kohlenwasserstoffe umgewandelt und somit an die Eigenschaften von fossilen Kraftstoffen angepasst werden.
Die CO2-Reduktion ergibt sich aus dem Gedanken, dass schnell nachwachsende Rohstoffe einen kurzfristig CO2-neutralen Kreislauf haben. Die für die Herstellung von HVO verwendeten Pflanzen sollen also im gleichen Maße nachwachsen und CO2 speichern wie es der Atmosphäre durch die Verbrennung von HVO zugeführt wird. Für die Nutzung von (Fett-) Abfällen gilt das gleiche Prinzip. Fossiles Mineralöl besteht zwar auch aus Überresten von Pflanzen und Tieren, allerdings wurden im Mineralöl sehr große CO2-Menge über viele Millionen Jahre gebunden, die nun in wenigen Jahrhunderten der Atmosphäre zugeführt werden. Dies überlastet unseren kurzfristigen Kohlenstoffzyklus. Abhilfe dabei verspricht nun der HVO- Diesel.
Klimadiesel- HVO100 bald an den Tankstellen
Tatsächlich soll der HVO-Diesel hierzulande bald an vielen Tankstellen verfügbar sein und das nicht bloß als Beimischung, sondern auch in Reinform. Der Gesetzgeber hat dies ermöglicht, indem er die Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImschV) novelliert hat und damit den Weg zum Verkauf des HVO-Diesels ab April 2024 frei gemacht hat.
Deutschland ist im Bereich der klimafreundlichen Kraftstoffe übrigens europäischer Nachzügler. Vor allem in Skandinavien, aber auch in Österreich, den Niederlanden und Italien wird paraffinischer Diesel bereits an mehr als 10.000 Tankstellen angeboten. Zumeist als Beimischung, aber auch schon in Reinform. Grundsätzlich können hydrierte Pflanzenöle dem Dieselkraftstoff beigemischt werden (z.B. Diesel R33) oder in 100-prozentiger Reinform angeboten werden, zum Beispiel als HVO100 oder C.A.R.E.. Beide paraffinischen Dieselarten werden in Reinform an der Tankstelle unter der Kennzeichnung XTL geführt.
Die Verbrennungseigenschaften des HVO-Diesels werden wohl besser sein als bei fossilem Diesel, denn bei der Verbrennung von HVO entsteht weniger Ruß und Stickoxid. Zudem ist der Kraftstoff geruchlos und daher angenehmer im Handling. Autofahrer können also gespannt auf die baldige Einführung des neuen CO2-armen Dieselkraftstoffs blicken.
Fraglich ist jedoch, wie gut der neue „Klimadiesel“ vom Verbraucher angenommen wird, wenn er denn flächendeckend an den Tankstellen verfügbar sein sollte. Dabei stellen sich Autofahrer wohl zuerst die Frage, ob das eigene Dieselfahrzeug den neuen Kraftstoff tanken kann bzw. ob es eine Freigabe des Herstellers für den Kraftstoff gibt. Um dies zu klären können Verbraucher einen sogenannten XTL Freigabe-Check unter www.efuel-today.com/hvo machen.
Von der Freigabe der Hersteller abgesehen, spielt dann natürlich der Preis eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz des neuen Kraftstoffs. Aktuell liegt der Aufpreis in den europäischen Ländern, in denen HVO-Diesel bereits angeboten wird, zwischen 5 und 30 Cent/Liter. Daher mehren sich bereits Stimmen, die eine steuerliche Entlastung für den HVO-Diesel fordern. Zumindest wäre dies eine politische Option, um die CO2-Emissionsprobleme im Straßenverkehr anzugehen.
Übrigens… wäre durch die Novellierung der Bundes-Immissionsschutz-Verordnung ab 2024 auch der Verkauf von klimafreundlichen Benzin-Kraftstoffen möglich. Im Gegensatz zu Diesel können Ottokraftstoffe allerdings nicht mit der Hilfe von bereits vorhandenen Fettabfällen oder Pflanzenölen hergestellt werden. Im Benzinbereich setzt man daher auf die sogenannten E-Fuels, die auf Wasserstoff und CO2 basieren und die für ihre Klimaneutralität viel Strom aus regenerativen Quellen benötigen. Wann es E-Fuels an den heimischen Tankstellen geben wird ist derzeit allerdings noch nicht absehbar.
Nachtrag:
Auch das ZDF-Verbrauchermagazin WISO hat einen Bericht über Klimadiesel- HVO100 veröffentlicht, den Sie hier finden: https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/wiso-vom-6-mai-2024-100.html
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