Tanken und Steuern: Wie sich Kraftstoffpreise und Steuern auf den Endpreis auswirken
Es gibt vermutlich kein Thema, welches Deutschland so bewegt wie der Preis für Diesel oder Benzin. Auch weil die Steuerbelastung in diesem Bereich besonders hoch ist.
Im Gegensatz zu unseren Nachbarn aus Österreich, wo der Tankstellenpreis nur einmal am Tag erhöht werden darf, ändert sich der Preis an den deutschen Zapfsäulen mehrmals am Tag. Man muss daher gut informiert sein, um von einem günstigen Preis zu profitiert. Für weniger gut informierte Autofahrer gleicht das Tanken einem Glücksspiel, jedoch ohne, dass es dafür einen 25€ Registrierungsbonus geben würde. Heiß diskutiert wird bei den Spritpreisen immer wieder die Steuer- und Abgabenlast. Aber wie groß ist diese wirklich und welche anderen Einflüsse lassen die Kraftstoffpreise steigen bzw. sinken?
Welche Faktoren beeinflussen den Diesel- und Benzinpreis überhaupt?
Unstrittig ist zweifellos, dass der Staat eine tragende Rolle bei der Preisgestaltung an den Tankstellen spielt. Allerdings sind Steuern und Abgaben auch nicht allein dafür verantwortlich, wenn die Preise in die Höhe schnellen. Es gibt insgesamt mehrere Faktoren, die die Preisgestaltung beeinflussen und das ist neben den Steuer und Abgaben, vor allem der Rohölpreis. Da Steuern jedoch einen nicht unerheblichen Teil des Preises ausmachen, beginnen wir dennoch mit diesem Aspekt.
Faktor 1: Steuern
Kraftstoffe werden in Deutschland mit zwei verschiedenen Steuerabgaben belastet. Zum einen mit der Die Mehrwertsteuer (MwSt.), die in gleicher Höhe auf fast alle in Deutschland verkauften Waren erhoben wird. Ähnlich sieht es bei der Energiesteuer (Steuer für Energieerzeugnisse, früher als Mineralölsteuer bekannt) aus, denn sie gilt für sämtliche Energieträger wie etwa Erdgas, Strom, Flüssiggas usw.
1. Mehrwertsteuer
Diese Steuer wird in Höhe von 19 % auf sämtliche Waren erhoben, die in Deutschland über den Ladentisch, Tresen usw. wandern, auch virtuell beim Online Shopping. Was die Mehrwertsteuer allerdings im Zusammenhang mit den Kraftstoffpreisen so besonders macht und sie immer wieder in die Schlagzeilen bringt, ist, dass sie dem Staat satte Einnahmen beschert. Und je höher der Verkaufspreis für Diesel und Benzin ist, desto mehr landet in den Kassen des Finanzministers.
2. Energiesteuer
Was früher Mineralölsteuer hieß, heißt heute Energiesteuer. Sie ist anders als die MwSt. keine direkte Steuer. Das bedeutet, dass Endverbrauchern diese Steuer nicht auferlegt wird, sondern vom Verkäufer entrichtet werden muss. In der Praxis sieht die Sache allerdings so aus, dass die Steuer in die Berechnung des Verkaufspreises einfließt. Das Energiesteuergesetz bildet die Berechnungsgrundlage dieser Abgabe und enthält unglaubliche 21 verschiedene Steuersätze für die in Deutschland verkauften unterschiedlichen Energieträger. Für Kraftstoffe ist diese am höchsten und beträgt für den Dieselpreis 57,04 Cent und für den Benzinpreis 65,45 Cent pro Liter.
Faktor 2: Zusätzliche Abgaben
Zu diesen beiden Steuern kommen noch zwei weitere hinzu, die im Allgemeinen als Abgaben bezeichnet werden. Während die Erdölbevorratungsabgabe einen fast schon verschwindend geringen Teil zum Kraftstoffpreis beiträgt und daher ein eher unbekanntes Dasein fristet, sieht es bei der relativ neuen Co2 Abgabe völlig anders aus. Sie schaffte es in der Vergangenheit gleich mehrfach in die Schlagzeilen.
1. CO2-Abgabe
Diese seit 2021 erhobene Abgabe wird auf den Ausstoß von Kohlendioxid erhoben. Anders als bei Steuern können diese Einnahmen allerdings nicht vom Bundeshaushalt nach Belieben genutzt werden. Sie müssen zweckgebunden, sprich für Klimaschutzprojekte ausgegeben werden. Zum 01. Jan. 2024 erfolgte die erstmalige Erhöhung bei Benzin um 4,3 auf jetzt 7,06 Cent und beim Diesel um 4,7 auf jetzt 7,98 Cent. Achtung, jeweils zum 01. Januar 2025 und 2026 sind weitere Erhöhungen auf 55 Euro bzw. ca. 65 pro Tonne CO2 geplant.
2. Erdölbevorratungsabgabe
Bei dieser Abgabe haben wir es mit einer ziemlich geringen und daher auch meist unbekannten zu tun. Eine Erdölbevorratungsabgabe wird auf sämtliche Erdölprodukte erhoben. Beim Diesel macht sie sich mit lediglich 0,30 Cent und beim Benzin sogar nur mit 0,27 Cent je Liter bemerkbar.
Faktor 3: Rohölpreis und Dollarkurs
Womit wir auch bereits beim letzten äußeren Faktor wären. Denn schließlich hat auch der Rohölpreis selbst einen erheblichen Einfluss darauf, wie günstig bzw. teuer Benzin und Diesel sind. Nimmt z.B. die Wirtschaft Chinas an Fahrt auf, kaufen chinesische Konzerne viel Öl auf dem Weltmarkt, was das Angebot verknappt und somit die Nachfrage und auch den Preis steigen lässt.
Was hat der aktuelle Dollar zum Euro Umrechnungskurs mit den deutschen Kraftstoffpreisen zu tun? Hier muss man schon etwas genauer hinsehen, denn Rohöl wird auf dem Weltmarkt ausschließlich in US-Dollar gehandelt. Das bedeutet, dass ein starker Dollar dafür sorgt, dass Rohöl für europäische Mineralölunternehmen teuer eingekauft werden muss. Während ein starker Euro dafür sorgt, dass die Firmen von einem günstigen Wechselkurs profitieren können und mehr Dollars und letztendlich auch mehr Öl für ihre Euro bekommen.
Der Einfluss der Steuern und Abgaben auf den Diesel- bzw. Benzinpreis anhand eines Rechenbeispiels verdeutlicht
Nun haben wir schon eine ganze Menge über das Zustandekommen des Preises an den Tankstellen zusammengestellt. Daher können wir nun anhand eines Beispiels deutlich machen, welchen Anteil die Steuern und Abgaben tatsächlich haben. Wir haben für unser Beispiel die bayerische Landeshauptstadt München ausgewählt und hier setzten sich die Kraftstoffpreise Ende März wie folgt zusammen:
Kraftstoffart |
Verkaufspreis |
MwSt |
Energiesteuer |
CO2 Abgabe |
Erdölbevorratungsabgabe |
Gesamtabgaben |
Benzin Super E10 |
1,75 Euro/Liter |
27.94 Cent/Liter |
50,1 Cent/Liter |
12.82 Cent/Liter |
0,27 Cent/Liter |
91,13 Cent/Liter |
Diesel |
1,68 Euro/Liter |
26.82 Cent/Liter |
31,6 Cent/Liter |
14,33 Cent/Liter |
0,30 Cent/Liter |
73,05 Cent/Liter |
Fazit:
Die Steuer- und Abgabenlast macht bei den Kraftstoffpreisen den größten Anteil am Gesamtpreis aus. In unserem obigen Beispiel würde Benzin ohne Steuern und Abgaben lediglich 83,87 Cent und Diesel lediglich 94,95 Cent pro Liter kosten. Oder anders gesagt, beträgt der Steuer- und Abgabenanteil bei den Benzinpreisen über 52% und bei bei den Dieselpreisen fast 44 Prozent.
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