Ölpreise unter starkem Druck – Belastungen durch Zinsentscheidung | Aktuelle Ölmarkt-News vom 21.01.2022

um 09:30 Uhr von Akif Sahin

Ölpreise - Entwicklungen am Ölmarkt

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Zum Ende der Woche geben die Ölpreise deutlich ab und notieren im Minus. Hintergrund ist die Entscheidung der US-Notenbank FED, die geplanten Zinserhöhungen in diesem Jahr deutlich schneller voranzutreiben als bisher angenommen. Die Finanzmärkte reagierten auf eine entsprechende Mitteilung deutlich nervös und gaben stark ab. Die Entwicklungen belasten die Ölpreise, weil Öl als vermeintlich unsichere Anlage gilt. Außerdem sind die US-Bestandsdaten unerwartet schlecht ausgefallen. Aktuell notiert ein Fass der leichten US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) bei 83,94 $. Brent kostet 86,87 $ je Fass.

Die US-Energiebehörde DOE vermeldete gestern leichte Aufbauten bei Rohöl. Diese Entwicklung kam eher unerwartet. Die Rohölbestände sind um 0,5 Mio. Barrel gestiegen, Benzin legte um 5,9 Mio. Barrel je Tag zu und die Mitteldestillate gaben um 1,4 Mio. Barrel nach. Die Aufbauten bei Rohöl waren immer noch geringer als von der API prognostiziert, erwischten aber den Markt kalt, da eher mit Abbauten gerechnet wurde. Zuletzt hatten die US-Bestände rund 8 Wochen lang Abbauten am Stück vermeldet. Jetzt könnte sich eine Gegenbewegung abzeichnen.

Die geplanten und bekannten Zinserhöhungen sollen schneller kommen und sorgten an den US-Börsen für einen Ausverkauf. Die wichtigen Werte NASDAQ, S&P 500 sowie der DOW Jones notierten nach Bekanntgabe der FED deutlich im Minus. Doch nicht nur die Zinssorgen treiben die Anleger. Auch die Furcht vor einer weiteren Eskalation in der Ukraine-Krise zwischen den USA und Russland lassen die Anleger an den Finanzmärkten vorsichtiger agieren. In diesem Szenario können die Ölpreise nicht mithalten. Letztlich findet auch hier eine Korrektur statt.

Prognosen und Aussichten beim Ölpreis

Dennoch könnten die aktuellen Entwicklungen nicht nachhaltig die Ölpreise belasten. Dafür spricht die anhaltende Nachfrageentwicklung. Die OPEC sieht weiterhin eine positive Entwicklung und geht davon aus, dass die Nachfrage für Rohöl in 2022 auf Vor-Corona-Niveau ansteigen wird. Auch die Internationale Energiebehörde geht von einer deutlichen Erholung aus und hob ihre jüngsten Prognosen noch einmal an. Die US-Regierung ist da sogar etwas positiver, was die Aussichten angeht. Laut US-Regierung könnte die globale Nachfrage sogar über das Vor-Corona-Niveau steigen.

Bereits jetzt lassen sich leichte Indizien für ein Angebotsdefizit ausmachen. Sollten die OPEC+ ihre Förderungen nicht entsprechend der geplanten Förderquoten erhöhen können, dürften die Ölpreise deutlich steigen. Daran haben mehrere OPEC-Länder auch ein eigenes Interesse, während China, die USA und auch die EU aufgrund der steigenden Energiepreise immer stärker unter Druck geraten. Die Inflationssorgen nehmen weiter zu. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte in Kürze auf die Geldpolitik der USA reagieren und mit einer Zinserhöhung nachziehen.

Die Corona-Pandemie bleibt zwar weiterhin ein Randthema, wird aber noch einmal wichtig werden. Dazu trägt auch bei, dass in Japan und China deutlich starke Maßnahmen ergriffen werden, die eine Einschränkung der Mobilität nach sich ziehen. Außerdem werden Produktionsstätten wieder lahmgelegt. Insgesamt dürfte die Zahl der Lockdowns in 2022 überschaubar bleiben. Dies hängt aber davon ab, ob die Pandemie weiter geht oder wir es mit einer endemischen Lage zu tun haben.

Für Verbraucher sind die aktuell sehr hohen Ölpreise weiterhin Gift. Die Heizölpreise halten sich auf einem hohen Preisniveau, die Spritpreise und Benzinpreise haben hingegen nur wenig von ihren Höchstwerten abgegeben. Auf lange Sicht betrachtet, sind die Preise jedoch weiterhin sehr hoch. Dies steigert auch die Inflation in Deutschland, die im Jahr 2021 mit 3,1 % ihren höchsten Stand seit 1993 erreicht hat.

Zum Schluss noch der Blick auf den US-Dollar. Der €uro notiert aktuell bei 1,1333 USD. Öl wird traditionell in US-Dollar gehandelt. Ein schwacher Dollar-Kurs verbilligt den Import von Rohöl und erhöht die Nachfrage. Ein starker Dollar-Kurs verteuert den Import von Rohöl und senkt die Nachfrage. Der Dollar ist aktuell etwas stärker geworden und belastet damit die Importe. Die Nachfrage nach Rohöl sinkt.

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